Antworten auf verschiedene Fragen rund um das Radar
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Warum noch ein Modell zu Geschlecht?
Nach meiner Erfahrung haben viele Personen – die selbst nicht Teil der LGBTQIA+ Community sind – Probleme, Geschlechtervielfalt wirklich zu verstehen. Ein zentraler Grund dabei ist meines Erachtens, dass sie die verschiedenen Dimensionen von Geschlecht nicht auseinanderhalten können.
Über die Website nonbinary.ch bekomme ich immer wieder Anfragen zur Mitarbeit in Projekten rund um Geschlechtervielfalt. Wenn ich dann aber mit diesen (meistens endo, cis, hetero) Personen spreche, wird schnell klar, dass sie nicht einmal die grundlegendsten Dimensionen von Geschlecht unterscheiden können. Wie soll ich denn mit denen über non-binäres Geschlecht reden? … Aus dieser Not heraus habe ich mir überlegt, ob es nicht etwas gibt, was ich denen einfach in die Hand drücken oder mailen kann.
Viele werden sich nun vielleicht sagen, dass es doch schon einige Modelle gibt, die Geschlecht in verschiedenen Facetten zeigen – das Gender-Unicorn, die Genderbread Person und andere ähnliche Visualisierungen. Nun ja, diese Modelle zeigen meines Erachtens sehr gut auf, dass Geschlecht ein Spektrum ist – was ja auch sehr wichtig ist aus der Sicht non-binären Geschlechts (siehe auch Spektrum). Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass diese Darstellungen einem trotzdem nicht genug dabei unterstützen, die Facetten von LGBTQIA+ wirklich zu verstehen. So werden zum Beispiel die verschiedenen Begriffspaare wie cis/trans, endo/inter usw. nicht wirklich sichtbar (siehe normativ & expansiv). Ich finde dies aber eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis von Geschlechtervielfalt.
Was bedeutet die Abkürzung LGBTQIA+?
Die Buchstaben stehen für verschiedene (englische) Begriffe: Sexuelle Orientierungen: L = lesbisch, G = schwul (gay), B = bisexuell, A = asexuell; Geschlecht: T = transgeschlechtlich, I = intergeschlechtlich; Übergeordnet: Q = queer oder auf der Suche (questioning) , + = weitere
Die Abkürzung gibt es in verschiedenen Varianten – mit unterschiedlich vielen Buchstaben und unterschiedlichen Reihenfolgen.
Warum heisst das Ding «Geschlechter-Radar»?
Es heisst Geschlechter-Radar (nicht Gender), weil es eben nicht nur um die soziale Dimension von Geschlecht geht. Das Radar verwendet «es» als Pronomen. Die Idee ist, dass wir mit dem Radar auch im Nebel unseren Weg finden. Aber vor allem ist «Radar» ein Palindrom (es kann vorwärts und rückwärts gelesen werden). Und: Gaydar war 90er.
Darf ich das Geschlechter-Radar für ein Projekt verwenden?
Zur nicht-kommerziellen Nutzung dürfen die unveränderten Visualisierungen und das Merkblatt sowie die Texte frei genutzt werden (unter Angabe von: Quelle: www.geschlechter-radar.org). Über eine freiwillige Unterstützung freue ich mich aber trotzdem immer! Für andere Verwendungen bitte mich kontaktieren.
Zitierempfehlung für Abbildungen (bzw. mit Angaben der entsprechenden Perspektive): Hübscher, E. C. (2022, July 9). Normative und expansive Ausprägungen von Geschlecht [Online image]. Geschlechter-Radar. https://www.geschlechter-radar.org/normativ-expansiv
Wie kann ich erfahren, wenn es Änderungen gibt?
Im Moment gibt es keinen Newsletter oder Social Media Präsenzen zum Geschlechter-Radar. Aber grössere Änderungen werden sicher im Newsletter von nonbinary.ch enthalten sein.
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Warum wird «Ausdruck» und «Rolle» unterschieden?
Zwar sind sowohl «Geschlechtsausdruck» wie auch «Geschlechterrolle» Teil der sozialen Dimension von Geschlecht. Deshalb könnten sie auch zusammengefasst werden. Bei den expansiven Ausprägungen von Geschlecht sehen wir aber, dass ein Gender nonkonformer Ausdruck etwas total anderes ist als ein feministisches Verständnis von Rollenbildern. Zwar wird beides in gewissen Kreisen stark sanktioniert. Aber die Heftigkeit ist doch kaum vergleichbar. Zum Verständnis von non-binärem Geschlecht (Identität) und dessen Abgrenzung gegenüber des Geschlechtsausdrucks ist das Konzept «Gender nonkonform» sehr wichtig. Non-binäre Menschen können sehr «normativ» ausschauen, aber trotzdem non-binär sein und auch Menschen die sehr «Gender nonkonform» aussehen, können sich doch auch stark mit ihrem bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifizieren. Neben diesen Aspekten ist aber auch die Sichtbarkeit von feministischen Positionen wichtig von Menschen, die sonst mehr in den normativen Bereichen von Geschlecht verortet sind.
Warum wurde die Dimension «Sexualität» auf «Anziehung» geändert?
Sexuelle, romantische und andere Formen von Anziehung sind nicht dasselbe. Die anderen Formen von Anziehung neben der sexuellen können aber ähnliche Konsequenzen haben in Bezug auf unsere Geschlechtlichkeit.
Text: Evianne Hübscher | Erste Veröffentlichung: 9.7.2022 | Letztes Update: 24.10.2024