Jede der fünf Dimensionen von Geschlecht beinhaltet wieder ein kontinuierliches Spektrum. Geschlecht nur durch die Brille «normativ und expansiv» (endo-/intergeschlechtlich, cis/trans etc.) zu sehen, wäre zu binär gedacht. Die hier beschriebene «kontinuierliche Sicht» ist eine, wie sie auch bei Gender-Unicorn und Genderbread-Person vorkommt.
In diesem Text geht es erst einmal darum zu explorieren, wie überhaupt die Beschaffenheit eines Spektrums in Bezug auf Geschlecht aussehen kann. Auf dieser Basis sollen dann die fünf Dimensionen des Radars beschrieben werden.
Die in der Abbildung oben gezeigte Perspektive auf das Radar zeigt auf, was die einzelnen Dimensionen je wiederum für ein Spektrum beinhalten. Wir können diese Skalen und Kästchen wie ein Formular verstehen, wo wir unsere individuellen «Kreuzchen platzieren» können. Mehr zu den fünf Dimensionen und dem Arbeitsblatt weiter unten.
Für die genauen Definitionen von non-binären Geschlechtern sei auf den Text Labels (nonbinary.ch, 2022) verwiesen. Für Begriffe in Zusammenhang mit den fünf Dimensionen (z.B. endo-/intergeschlechtlich, cis/trans) wird auf die Perspektive normative und expansive Ausprägungen von Geschlecht verwiesen.
Verschiedene Sichten auf Geschlecht
Auf Geschlecht können wir auf verschiedene Weisen schauen: eine binäre Sicht, eine bimodale Sicht oder eine offene Sicht von Geschlechtervielfalt.
Beim Besprechen dieser Sichten lassen wir bewusst offen auf welche Dimensionen von Geschlecht sie sich genau beziehen – denn in unserer Gesellschaft ist ja eben diese Differenzierung auch nicht üblich – und mit «Weiblichkeit» und «Männlichkeit» sind hier ebenso diffuse Konzepte gemeint, wie sie allgemeinen oft verwendet werden.
Binäre Sicht auf Geschlecht
In unserer Gesellschaft ist die Sicht weit verbreitet, dass Geschlecht nur aus «Weiblichkeit» und «Männlichkeit» besteht. Zwar würden viele Menschen noch eingestehen, dass es Unterschiede im Grad von Weiblichkeit und Männlichkeit gibt und die Häufigkeiten von diesen Unterschieden je normalverteilt sind. Aber nach dieser Logik würden sich die Verteilungen «nicht berühren». Das heisst, dass die «am wenigsten männliche Person» immer noch männlicher ist als die «am wenigsten weibliche Person».
Das ist eine Sicht, die non-binäres Geschlecht fast gänzlich ausschliesst.
In dieser Logik schliessen sich «Weiblichkeit» und «Männlichkeit» gegenseitig aus und deren Definitionen basieren auf Zirkelschlüssen. Männlichkeit ist dabei lediglich dadurch definiert «nicht weiblich zu sein» und umgekehrt.
Bimodale Sicht auf Geschlecht
Wenn wir das genauer untersuchen, wird schnell klar, dass das nicht haltbar ist. Genauer angeschaut – immer noch durch die Brille von Zweigeschlechtlichkeit – finden wir eine Verteilung, die noch bimodal ist, aber nicht mehr binär. Weiblichkeit und Männlichkeit sind normalverteilt, aber die beiden Verteilungen überlappen sich.
Mit dem mittleren Bereich des Gradienten «weiblich-männlich» sind auch gewisse non-binäre Menschen – mit Bezug zu Weiblichkeit und Männlichkeit – erfasst. Andere bleiben aber klar ausgegrenzt.
Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass die Unterschiede innerhalb der «binären Geschlechter» grösser ist als die Unterschiede zwischen den beiden.
Geschlechtervielfalt
Wenn wir nun aber auch Geschlechter jenseits der Zweigeschlechtlichkeit berücksichtigen wollen, dann könnten wir die Grafik wie folgt kreativ ergänzen: mit einer zusätzlichen Dimension mit weiteren Geschlechtern. Zwar macht die Grafik nicht mehr wirklich Sinn als Häufigkeitsverteilung im engeren Sinne, aber sie zeigt trotzdem etwas Wichtiges auf: Auch wenn weitere Geschlechter dazu kommen, dann verschwinden nicht einfach die Häufungen von durchschnittlicher Weiblichkeit und Männlichkeit. Es werden also nicht – wie oft beschwört – Frauen und Männer «abgeschafft». Sie stellen immer noch die Mehrheit dar. Sie werden nur ergänzt.
In dieser Art der Darstellung, können wir nun fast alle Arten von non-binären Geschlechtern «unterbringen». Aber die Darstellung des Spektrums ist noch etwas undurchsichtig.
Wie das Spektrum von Geschlecht darstellen?
Wie können wir das Spektrum bzw. den «Raum» der Geschlechter möglichst adäquat darstellen? Wenn wir die verschiedenen Modelle von Geschlecht anschauen (z.B. Gender-Unicorn und Genderbread-Person in verschiedenen Versionen), sehen wir unterschiedliche Darstellungen. Sind die Unterschiede nur Geschmacksache? Nein, sie haben auch inhaltliche Konsequenzen. Anhand der Dimension «Geschlechtsidentität» sollen hier nun die unterschiedlichen Darstellungen analysiert werden.
Gradient zwischen zwei Polen
Eine gängige Darstellung von Geschlecht ist eine Skala mit zwei Polen von Weiblichkeit und Männlichkeit und in der Mitte liegt die Androgynität (wie oben bei der binären und bimodalen Sicht). Das Problem dieser Darstellung ist, dass sie viele non-binäre Geschlechtsidentitäten ausschliesst, denn in dieser Darstellung muss die Person ein Geschlecht haben und dieses hat immer einen Bezug zu Weiblichkeit und/oder Männlichkeit.
Auf der Ebene der Begrifflichkeiten sollte auch festgehalten werden, dass wir eine Skala mit zwei Polen nicht ein «Spektrum» sondern einen «Gradienten» nennen (wie bei Graustufen zwischen Weiss und Schwarz). Dies ist die Darstellung, wie sie auch bei der Genderbread-Person – Version 1 noch verwendet wurde.
Spektrum mit zwei Dimensionen
Wenn wir die Darstellung dahingehend ändern, dass wir zwei Skalen je von 0% bis 100% (Weiblichkeit und Männlichkeit) haben, dann können wir auch die totale Abwesenheit von Weiblichkeit und Männlichkeit oder deren maximale Ausprägung darstellen. Bei dieser Darstellung sind immer noch non-binäre Geschlechtsidentitäten ausgeschlossen. Denn hier kann zwar eine Person 0% Geschlecht haben, aber Geschlechter haben immer einen Bezug zu Weiblichkeit und/oder Männlichkeit.
Dies ist die Darstellungsform, die auch in der Genderbread-Person ab Version 2.1 verwendet wird.
Spektrum mit drei und mehr Dimensionen
Wenn wir in unserer Darstellung den Anspruch haben, auch Geschlechtsidentitäten jenseits von Weiblichkeit und Männlichkeit abbilden zu können, brauchen wir noch zusätzliche Skalen für weitere Geschlechter. Mit dieser Darstellung können wir die allermeisten non-binären Geschlechtsidentitäten darstellen.
Eine Darstellung mit drei Skalen hat auch das Gender-Unicorn. Diese drei Dimensionen liessen sich auch räumlich – wie ein Universum vieler Sterne – darstellen (siehe unten), aber in dieser Darstellung ist nicht wirklich zu erfassen, wo sich ein Punkt nun genau befindet und die Darstellung innerhalb des Radars wäre nicht sehr übersichtlich. Das gleiche gilt für andere räumliche Darstellungen, die es sonst noch gibt (z.B. in Form eines Kegels).
Eine Darstellung, die unendlich viele weitere Skalen andeutet, würde noch näher an eine Vollständigkeit kommen. Aber die Darstellung wird aber auch unübersichtlich:
Als Fazit lässt sich festhalten, dass sich mit drei Skalen doch einige Geschlechtsidentitäten darstellen lassen und die Darstellung dabei immer noch mehr oder weniger übersichtlich bleibt. Auf der anderen Seite ist hoffentlich auch klar geworden, wie viel bei der Verwendung von nur einer oder zwei Skalen immer ausgeschlossen bleibt.
Bei der Diskussion von Modellen zu Geschlecht kommt schnell auch die Frage auf, ob es nicht die Binarität von Geschlecht weiter zementiert, wenn die Skalen von Weiblichkeit und Männlichkeit so zentraler Teil der Modelle sind. Hier wäre einerseits der Hinweis wichtig, dass sich im Moment immer noch die Mehrheit der Menschen als klar weiblich oder männlich definieren und Geschlechtervielfalt für diese Mehrheit wohl auch nicht gut nachvollziehbar ist, wenn ihre «Position» in dem Modell nicht sichtbar ist. Aber eine Perspektive auf das Radar ohne Norm und Binarität sollte es sicher auch noch geben.
Die Spektren innerhalb der fünf Dimensionen
So versuchen wir nun, die verschiedenen Spektren innerhalb der fünf Dimensionen von Geschlecht zu skizzieren. Bei gewissen ist es näher an dem oben hergeleiteten Konzept (z.B. Geschlechtsidentität). Bei anderen (z.B. Körper) bietet sich eine andere Logik eher an.
Die Beschreibungen einzelner Aspekte innerhalb der Dimensionen hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei den Beispielen geht es vor allem darum aufzuzeigen, was das jeweilige Spektrum ausmacht. Für Details wird auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen.
Körper
Wenn wir die Dimension von Körpermerkmalen abbilden wollen, dann ist es wenig sinnvoll, das mit den oben beschriebenen Skalen tun zu wollen. Die von Gender-Unicorn und Genderbread-Person gewählte Umsetzung «bei Geburt zugeschriebenes Geschlecht: männlich, intergeschlechtlich, weiblich» ist aber auch nicht wirklich befriedigend, weil das doch sehr allgemein ist. Auf der Ebene des Körpers scheint es präziser zu sein, die einzelnen Merkmale von Körpern – möglichst frei von geschlechtlichen Bezeichnungen – einfach zu benennen.
Auf der Ebene Körper gibt es gesamtgesellschaftlich eine normative Vorstellung (auch endogeschlechtlich genannt) von der Verteilung von Körpermerkmalen (Klitoris, Vagina, Uterus, Eierstöcke, XX-Chromosomen, Östrogen-Dominanz usw. gegenüber Penis, Hoden, XY-Chromosomen, Testosteron-Dominanz usw.). Bei Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale [VGE] (auch intergeschlechtlich genannt) kann sich der Körper auf verschiedenen Ebenen von sozialen Normen und Erwartungen von «männlich» oder «weiblich» unterscheiden. Von diesen Normen und Erwartungen in Bezug auf Körpermerkmale weichen in der Regel auch trans Menschen ab – abhängig von geschlechtsangleichenden Massnahmen (Hormonbehandlung, Operationen etc.).
Anmerkungen zu gewissen Körpermerkmalen in der Abbildung oben:
- Klitoris_Penis: Bei dieser Schreibweise werden die beiden Wörter absichtlich mit einem Unterstrich verbunden, um sichtbar zu machen, dass diese Organe sich aus dem gleichen embryonalen Gewebe entwickeln und in einer frühen Entwicklung nicht differenziert sind. Variationen der Geschlechtsmerkmale gibt es hier im Sinne eines Kontinuums. Die Skala bezieht sich auch auf die Satire aus der intergeschlechtlichen Community des sog. «Phall-O-Meters» (siehe Wikipedia). Auch bei trans Menschen können wir zum Teil ein ähnliches Kontinuum finden.
- Hoden: Bei gewissen Variationen der Geschlechtsmerkmale können Hoden im Inneren des Körpers liegen.
- Chromosomen: Die XX und XY Chromosomen müssen nicht zu einem weiblichen bzw. männlichen Phänotyp führen und es gibt auch andere Geschlechtschromosomen (z.B. XXY, X0).
- Hormon-Level: Alle Körper (auch endogeschlechtliche) produzieren üblicherweise sowohl Östrogen als auch Testosteron. Es variieren dabei aber die Mengenverhältnisse und wie ein Körper auf diese Hormone reagiert. Bei gewissen Variationen der Geschlechtsmerkmale z.B. reagiert der Körper nicht oder nur teilweise auf Testosteron. Gewisse trans Menschen verändern ihre Hormon-Levels durch eine Hormonbehandlung.
Mit den hier beschriebenen Beispielen wird klar, wie die Körpermerkmale bei intergeschlechtlichen sowie trans Menschen auf einem Spektrum liegen können. Aber auch bei endogeschlechtlichen cis Menschen variieren die Ausprägungen gewisser Körpermerkmale in gewissem Rahmen.
In ihrem Buch «Das Gehirn hat kein Geschlecht» (siehe auch Bücher) zeigt Daphna Joel auch in Bezug auf das Gehirn auf, dass dieses aus einem einzigartigen Mosaik von «weiblichen» und «männlichen» Charakteristiken besteht.
Identität
Gewisse Aspekte der Geschlechtsidentität können wir mit den oben beschriebenen drei Skalen schon recht präzise erfassen – auch viele non-binäre Geschlechter. Dabei ist zu berücksichtigen, dass gewisse Menschen sich eher als z.B. «Mann» bezeichnen und andere «männlich» bevorzugen. Verschiedene Beispiele für dieses Spektrum finden wir im Text Labels (nonbinary.ch, 2022). Die Geschlechtsidentität kann aber zusätzlich noch statisch (fix über die Zeit) oder eher fluide (veränderlich über die Zeit) sein.
In Bezug auf Cis- und Trans-Identität ist es so, dass es einige non-binäre Menschen gibt, die sich (aus unterschiedlichen Gründen) nicht als «trans» bezeichnen – auch wenn sie es eigentlich «per Definition» wären (siehe: normative und expansive Ausprägungen von Geschlecht). Aber hier wiegt die Selbstidentifikation höher als allgemeine Definitionen. Es gibt auch sonst Menschen, die von sich sagen «ich bin nicht wirklich cis, aber auch nicht trans». Hier haben wir auch Abstufungen. Weiter ist die Cis-Trans-Binarität auch aus Sicht gewisser intergeschlechtlicher Menschen problematisch (siehe Artikel von Hida Viloria, 2014).
Psychologie: Sandra Bem hat das psychologische Instrument «Bem Sex Role Inventory (BSRI)» für die Messung von maskulinen und femininen Persönlichkeitseigenschaften entwickelt und 1974 veröffentlicht (siehe auch Dorsch – Lexikon der Psychologie). Dabei verfügen androgyne Menschen über durchschnittlich maskuline und feminine Eigenschaften. Ursprünglich hatte Bem die Hypothese, dass androgyne Menschen die höchste psychische Gesundheit aufweisen. Diese Hypothese konnte bis jetzt noch nicht mit empirischer Forschung bestätigt werden. Dabei ist aber unklar, ob dies auch an einem Bias der verwendeten Messinstrumente liegen könnte.
Ausdruck
Die verschiedenen Aspekte von Geschlechtsausdruck – Kleider, Frisur, Styling, Stimme, Art der Kommunikation, Gesichtsbehaarung, Körperformen und Körpersprache – können wir oft auf Skalen von feminin und maskulin einordnen. Der Begriff androgyn wir am meisten auf Geschlechtsausdruck angewendet (aber auch auf andere Dimensionen von Geschlecht) und meint eine Mischung von femininen und maskulinen Attributen (aber andererseits oft auch für eine bestimmte Neutralität bezüglich Geschlechtlichkeit).
Bei vielen dieser Aspekte gibt es aber auch Facetten, die unabhängig von feminin/maskulin sind. So können wir sagen, dass es parallel auch noch weitere Stile gibt. Sie liessen sich z.B. einteilen in: klassisch, extravagant, verspielt, leger (basierend auf Stilberatung, Krüger, 2021).
Anziehung
Die sexuelle Anziehung anderen Personen gegenüber lässt sich auf die gleichen Räume wie Identität und Ausdruck dieser anderen Personen beziehen. Ob hier Identität oder Ausdruck wichtiger sind, ist wahrscheinlich individuell verschieden. Dabei kann es sich um das gleiche Geschlecht handeln wie das eigene oder um ein anderes. Oder die Anziehung kann sich auf mehrere Geschlechter (Bisexualität, Pansexualität) oder keines der Geschlechter (Asexualität) beziehen.
Nach dem sogenannten «Split Attraction Model» (mehr dazu im LGBTA+ Wiki) kann sich Anziehung auf verschiedene Aspekte beziehen: sexuell, romantisch, ästhetisch, sinnlich, platonisch. Je nach Person können dabei alle Anziehungen gleich ausgerichtet sein oder es kann auch variieren. Eine Person kann z.B. bisexuell und heteroromantisch sein. Die Vorstellung der Heteronormativität ist: Frauen und Männer fühlen sich auf allen Ebenen gegenseitig angezogen. Ein weiteres Spektrum von Anziehung(en) könnte auch sein: Monogamie vs. Polyamorie.
Bisexualität (angezogen von mehreren Geschlechtern) und Pansexualität (Anziehung unabhängig vom Geschlecht einer Person) sind gemäss Untersuchungen sehr viel häufiger als wir meinen. Ein Grund dafür, dass sich diese Menschen nicht gerne zu «erkennen geben» ist, dass sie oft von «beiden Seiten» missverstanden werden. Unsere Gesellschaft ist besessen von entweder-oder. Typisch für unsere Gesellschaft ist auch, dass bisexuelle Männer oft für «doch eigentlich schwul» und Frauen für «doch eigentlich hetero» gehalten werden. Mehr zu Bisexualität siehe auch im Buch «Being Bi» (Julia Shaw, 2022).
Psychologie: Die Idee, dass sexuelle Anziehung ein Gradient zwischen den Polen von gleich- und gegengeschlechtlicher Anziehung sein könnte, wurde schon in den 1940er Jahren von Alfred Kinsey publiziert. Die sogenannte «Kinsey Skala» (mehr dazu im LGBTA+ Wiki) kommt aus seiner Forschungstätigkeit. Dabei handelt es sich um eine Skala von 0 bis 6 – von «Exclusively heterosexual» (0) zu «exclusively homosexual» (6). Die Skala enthält auch «no socio-sexual contacts or reactions» (X).
Rolle
In den Bereichen Beruf, Hobbies, Familie und Beziehungen gibt es in unserer Gesellschaft gewisse Erwartungen, wie sich «Angehörige eines Geschlechts» zu verhalten haben. Dabei können wir sagen, dass es Geschlechterrollen gibt, die traditionell eher weiblich und solche, die eher männlich konnotiert sind. In den oben genannten Lebensbereichen gibt es aber auch Tätigkeiten oder Haltungen, die nicht unbedingt geschlechtlich konnotiert sind.
Der Begriff «traditionell» in Bezug auf Geschlechterrollen ist nicht eindeutig, da dies kulturell und individuell sehr unterschiedlich verstanden werden kann. In diesem Text ist damit eine patriarchale Rollenverteilung gemeint, wie sie in der Schweiz in den 1950er Jahren verbreitet war.
Bei Hobbies könnten z.B. auch Einteilungen entlang der zusätzlichen Dimensionen sportlich, künstlerisch, intellektuell gemacht werden, die auf dieser allgemeinen Ebene noch nicht wirklich gegendert sind. Aber bei «Boxen» versus «Ballet» gibt es dann wieder klare gesellschaftliche Stereotypen.
Text: Evianne Hübscher | Erste Veröffentlichung: 9.7.2022 | Letztes Update: 25.8.2023